Bilder o.T. – Engagierte Kunst für engagierte Betrachter

Der Betrachter kann nichts konkret Gegenständliches wahrnehmen – und dennoch schaudert’s ihn beim Anblick dieser Werke. Bildtitel werden bewusst nicht gesetzt. Die magere Bezeichnung „o.T.“ – ohne Titel – stößt den Kunstgeniesser schroff in das raue Bildgeschehen zurück und fordert ihn zu einem selbständigen Umgang mit den Tafelbildern, Materialbildern und Objekten.

 

Auf die Frage hin warum ihre Bilder keine Titel haben, hat Marilen von Wick in einem Interview mit Prof. Dr. Frankenberg geantwortet:“Der Betrachter meiner Arbeiten soll sich mit meinen Bildaussagen ohne Beeinflussung und Orientierung auseinandersetzen. Ich verlange von ihm Mut zum Risiko, Bereitschaft zum Abenteuer und zur Mitarbeit, zum Mitdenken und Mitfühlen. Er muss schon etwas aushalten können.“

 

Die Bildsprache dieser Werke steht über den Dingen und legt Zeugnis ab von einem überzeitlichen und autonomen Bewusstsein und Geschehen – auch wenn sich die Künstlerin unserer Kultur, Tradition, Epoche und unserem Zeitgeist zutiefst verpflichtet weiß.

 

Die Orientierung in dieser scheinbar chaotischen Welt ist nicht einfach – der Zuschauer muss sich voll auf die Begegnung mit ihrer Eigengesetzlichkeit einlassen. So wird er bewusst mit sich und dem Werk allein gelassen. Er sollte sich der Irritation aussetzen, um dann dann selbstbestimmt seinen eigenen Standpunkt zu finden.

 

Marilen von Wick beschrieb ihre Werke oft als „Angriffe auf den Raum“. Gemeint sind hier nicht Räume als architektonische Gebilde wie Wohnzimmer oder Ausstellungshallen, sondern Räume als dreidimensionale Bezugssysteme zwischen Fixpunkten, durch die unsere Wirklichkeit zur Anschauung kommt. Die Kategorie der Zeit wird meist durch stabförmige Widerstände dargestellt, welche die Bewegung der massigen Raumkörper vergeblich aufzuhalten versuchen.

 

Während sich die Tafelbilder in ihrer Materialität noch am ehesten mit der akademischen Malweise – Leinwand, Keilrahmen, Acryl – vertragen, wird in den Materialbildern und Objekten vorwiegend „nomadisches“, d.h. umgenutztes Material verwendet: Fundstücke von Holz, Eisen und Metallgitter, Synthetics, gerissene Verpackungskartons.

Beispiele ausgewählter Werke,  Preis auf Anfrage.

Tafelbilder: symbolische Kriegsschauplätze

Was man auf den großformatigen und zum Teil auch mehrteiligen Tafelbildern sieht, sind materielle, körperhafte Wesen, die in einer Art unendlichen Luftraums heftig miteinander zu kämpfen scheinen. Dabei kann beim Betrachter der Eindruck entstehen, als würden extreme dramatische Situationen urweltlicher Titanen dargestellt, die im verbissenen Kampf sich gegenseitig bis zur Selbstzerstörung aufreiben. „Täter“ und „Opfer“ – oft in grellen Gelb- oder Rottönen – sind nur schwer zu unterscheiden.

 

Es sind symbolische Kämpfe, deren Sinn in der kriegerischen Auseinandersetzung eines subjekthaften Wesens um seine Identität besteht: einerseits die gewaltsame Trennung und Halbierung, andererseits die ebenso gewalttätigen Versuche zur Verklammerung selbstständiger Elemente. Es ist der ständige Kampf als Balance zwischen Selbstzerstörung und Selbstfindung – Indivituation als permanente Krise.

 

Die Aggressivität in den Bildern richtet sich niemals auf den Betrachter. Er wird vielmehr Zeuge einer existentiellen Auseinandersetzung mit den Zielen Selbstfindung und Selbstwerdung. Wie im Theater findet der Kampf im Vordergrund auf offener Bühne statt. Der Hintergrund wird relativ ruhig, geklärt, vernarbt – wissend, zur Ruhe gekommen. Er ist das Zeichen der vorübergehenden Versöhnung.

Beispiele ausgewählter Werke,  Preis auf Anfrage.

Materialbilder: verselbständigtes Raumgeschehen

Die Materialbilder sind mehr rekonstruierter episodenhafter Abglanz des urweltlichen Kampfes, distanziert objektivierte Szenarios – verselbständigtes Raumgeschehen. Sie sind keine unmittelbaren epischen Schilderungen wie die Tafelbilder, sondern konzentrieren sich auf den Punkt höchster Dramatik, als würden sie ein Kampfgeschehen fokussierend auf seine Krise reduzieren. Unterstützt wird der Episoden-Charakter der Materialbilder durch das unregelmäßige Bildformat.

Beispiele ausgewählter Werke,  Preis auf Anfrage.

bild o.T.